Europäische Kommission legt neue Vorschriften für effizienteren und nachhaltigeren Güterverkehr vor
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Die Europäische Kommission hat am 11.07.2023 Maßnahmen für einen effizienteren und nachhaltigeren Güterverkehr vorgelegt, um das Management der Eisenbahninfrastruktur zu verbessern, Anreize für emissionsarme LKW zu schaffen und bessere Informationen über Treibhausgasemissionen im Güterverkehr bereitzustellen.
Der Güterverkehr ist laut Europäischer Kommission für mehr als 30 Prozent der verkehrsbedingten CO2-Emissionen verantwortlich und diese sollen nach dem Willen der EU bis 2030 um 90 Prozent sinken.
Der Exekutiv-Präsident der Europäischen Kommission, Frans Timmermanns, der auch zuständig für den European Green Deal ist, sagte anlässlich der Vorstellung der Maßnahmen, dass die EU mit den Vorschlägen einen weiteren Schritt auf dem Weg zu einem nachhaltigen Verkehr unternehme und die Vorschläge dazu beitragen würden, mehr emissionsfreie LKW auf die Straße zu bringen und dafür zu sorgen, dass der Güterverkehr so nachhaltig wie möglich gehandhabt werde.
Die für den Verkehr zuständige EU-Kommissarin, Adina Valean ergänzte: „Der Güterverkehr in der EU ist für einen Jahresumsatz von 938 Milliarden Euro verantwortlich, und mit unseren Initiativen wollen wir die Verfügbarkeit von Schienenverkehrskapazitäten für den Güterverkehr und grenzüberschreitende Züge erhöhen; wir legen ein genaues, homogenes System zur Zählung der Emissionen aus dem Verkehr vor und machen den Straßenverkehr effizienter.“
Effizientere Nutzung der Eisenbahnkapazität
Die Europäische Kommission weist daraufhin, dass der Bau von Schienenstrecken teuer und in der EU zunehmend überlastet sei. Die vorgeschlagene Verordnung werde ihre Nutzung optimieren, die grenzübergreifende Koordinierung verbessern, Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit erhöhen und letztlich mehr Güterverkehrsunternehmen für die Schiene gewinnen. Die Fahrgäste würden dadurch, so die Europäische Kommission weiter, von zusätzlichen Schienenverkehrsdiensten profitieren, da die Kapazität des Netzes besser genutzt werde, was sich positiv auf die grenzüberschreitenden Verkehrsdienste auswirken werde, indem u. a. häufigere Verbindungen und frühere Fahrkartenbuchungen ermöglicht würden.
Da die derzeitigen Regeln für das Kapazitätsmanagement jährlich von den einzelnen EU-Mitgliedstaaten und manuell festgelegt werden, begünstige dies nicht den grenzüberschreitenden Verkehr (etwa 50 Prozent des Schienengüterverkehrs überquert die Grenze); der gebrochene Ansatz führe vielmehr zu Verzögerungen an den Grenzen, was wiederum das Funktionieren des Binnenmarkts verhindere. Verzögerungen aufgrund von Staus aufgrund unkoordinierter Instandhaltungsarbeiten seien ebenfalls häufig.
Der heutige Vorschlag für eine Verordnung über die Nutzung von Fahrwegkapazität der Eisenbahn im einheitlichen europäischen Eisenbahnraum baut laut Europäischer Kommission auf dem von der Industrie geleiteten Plan zur Neugestaltung des Zeitplans auf. Ziel sei es, den unterschiedlichen Bedürfnissen des Eisenbahnsektors besser gerecht zu werden: stabile Fahrpläne und frühzeitige Buchung von Fahrkarten für Personenverkehrsdienste sowie flexible Zugfahrten, die an die Just-in-time-Lieferketten für Frachtverlader angepasst sind.
Neue Anreize für die Nutzung emissionsarmer Lastkraftwagen
Gemäß den Zahlen aus 2020 werden mehr als 50 Prozent des Güterverkehrs in der EU auf der Straße befördert, und dieser Verkehr trage maßgeblich zu den Treibhausgasemissionen bei. In der geltenden Richtlinie über Gewichte und Abmessungen seien Länge, Breite und Höhe des Höchstgewichts für schwere Nutzfahrzeuge festgelegt. Mit dem heutigen Vorschlag würden diese Vorschriften überarbeitet, um zusätzliches Gewicht für Fahrzeuge mit emissionsfreien Technologien zu ermöglichen, da diese aufgrund der Konstruktion das Gewicht eines Fahrzeugs erhöhen. Dies werde Anreize für die Einführung saubererer Fahrzeuge und Technologien schaffen. Sobald sich die Technologie entwickelt habe und emissionsfreie Antriebssysteme leichter würden - auch dank des Einsatzes aerodynamischer Luftleiteinrichtungen und Führerhäuser - zeigt sich die Europäische Kommission optimistisch, würden sauberere Fahrzeuge im Vergleich zu konventionellen Lastkraftwagen von einer zusätzlichen Nutzlast profitieren.
Die Einführung aerodynamischerer Kabinen und anderer Energiesparvorrichtungen werde ebenfalls gefördert, um nicht nur den Komfort und die Sicherheit des Fahrers zu verbessern, sondern auch die Effizienz emissionsfreier Antriebsstränge zu erhöhen – d. h. der Mechanismus, der die Leistung des Motors überträgt, um das Fahrzeug zu bewegen.
Um den intermodalen Verkehr zu fördern, bei dem Güter mit zwei oder mehr Verkehrsträgern, aber mit einer standardisierten Ladeeinheit (wie einem Containeranhänger oder anderen) befördert werden, dürfen zukünftig Lastkraftwagen, Anhänger und Sattelanhänger ein zusätzliches Gewicht tragen. Eine zusätzliche Höhe soll auch den Transport von hochwürfelförmigen Containern mit Standardfahrzeugen erleichtern.
CountEmissionsEU: Vergleich des CO2-Fußabdrucks
Die Europäische Kommission schlägt einen gemeinsamen methodischen Ansatz für Unternehmen bei der Berechnung ihrer Treibhausgasemissionen vor, wenn sie sich für die Veröffentlichung dieser Informationen entscheiden oder sie aus vertraglichen Gründen zur Weitergabe aufgefordert werden. Die vorgeschlagene Methodik stützt sich auf die kürzlich angenommene ISO/CEN-Norm für die Quantifizierung und Berichterstattung über Treibhausgasemissionen, die sich aus dem Betrieb von Personen- und Güterverkehrsketten ergeben. Zuverlässige Daten über Haus-zu-Haus-Emissionen werden es den Betreibern ermöglichen, ihre Dienste zu vergleichen, und die Verbraucher in die Lage versetzen, fundierte Entscheidungen über Transport- und Lieferoptionen zu treffen.
Hintergrund
Der Güterverkehr ist das Rückgrat des EU-Binnenmarkts, weil er Supermärkte, Fabriken und Apotheken mit Vorräten beliefert und es europäischen Unternehmen ermöglicht, ihre Produkte auf dem gesamten Kontinent und darüber hinaus zu verkaufen. Etwa 6 Millionen Menschen arbeiteten 2020 im Güterverkehrssektor der EU.
Der Güterverkehr ist allerdings auch für mehr als 30 Prozent der verkehrsbedingten CO2-Emissionen verantwortlich. Angesichts des Wachstums der EU-Wirtschaft würden die Emissionen nach Berechnungen der Europäischen Kommission wahrscheinlich steigen, wenn keine Maßnahmen zur Verringerung der CO2-Emissionen ergriffen würden: der Güterverkehr dürfte bis 2030 um rund 25 Prozent und bis 2050 um 50 Prozent zunehmen.
Das heutige Vorschlagspaket sie daher Teil umfassenderer Bemühungen, Mobilität und Verkehr nachhaltiger zu gestalten, es knüpfe an die Schlüsselkomponenten des Pakets „Fit for 55““ an, wie die Ziele für Ladestationen und Tankstellen sowie für den Einsatz nachhaltiger Kraftstoffe im Luft- und Seeverkehr.
Um die heutigen Vorschläge zu ergänzen, plant die Kommission, die Richtlinie über den kombinierten Verkehr noch im Monat Juli zu überarbeiten. Die Kommission werde die mögliche Einbeziehung einer Reihe regulatorischer, operativer und wirtschaftlicher Maßnahmen prüfen, um den intermodalen Verkehr wettbewerbsfähiger zu machen.
„Ökologisierung des Güterverkehrs“ ist die Leitinitiative 4 der Strategie für nachhaltige und intelligente Mobilität.
Die Strategie ist ein Fahrplan zur Senkung der verkehrsbedingten Emissionen um 90 Prozent bis 2050, wie im europäischen Grünen Deal gefordert. In vielen Meilensteinen der Strategie wird beschrieben, wie der Güterverkehr umweltfreundlicher werden muss, z. B. durch die Verdoppelung des Schienengüterverkehrs bis 2050, die Sicherstellung, dass neue schwere Nutzfahrzeuge zum selben Zeitpunkt emissionsfrei und bis 2030 marktreif für emissionsfreie Seeschiffe sind.
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