Lernen aus dem Scheitern: Große Resonanz auf „FuckUp Night“ im Rhein-Kreis Neuss
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„Aus Fehlern lernt man mehr“ lautete jetzt der Titel der vierten „FuckUp Night“ im Rhein-Kreis Neuss. Veranstalter waren die Kreiswirtschaftsförderung und die Agentur Funtastic 4. Die „FuckUp Nights“ kommen aus Mexiko und entsprangen dem Einfall vier befreundeter Unternehmer. In gemütlicher Atmosphäre tauschten sie sich über ihre Misserfolge aus. Die Idee hat sich schnell verbreitet und wurde zu einer weltweiten Bewegung. Kreisdirektor Dirk Brügge ist von diesem Format überzeugt: „Die hohe Teilnehmerzahl zeigt uns, dass das Thema ,Scheitern‘ auf großes Interesse bei Unternehmern stößt und dass auch das Lernen aus Fehlern anderer einen hohen Stellenwert bei der Zielgruppe hat.“
Jetzt redeten drei mutige Sprecher und eine mutige Sprecherin vor über 200 Besuchern in der Veranstaltungshalle „Gare du Neuss“ über ihre gescheiterten Projekte und ließen Gründungswillige, Gründer, Unternehmer oder bereits Gescheiterte an ihren Erfahrungen teilhaben. Im Nachgang folgte eine Frage- und Diskussionsrunde. Christian Dasbach von Funtastic 4 moderierte die Begegnung.
Dass vor dem Erfolg das Scheitern steht, betonten alle vier Sprecher. Odin Holmes, der in einer Hippie-Kommune aufgewachsen ist, scheiterte zunächst in mit seiner in Bochum eröffneten Autowerkstatt und gilt inzwischen als erfolgreicher Unternehmer. Er betrachtete sein Scheitern sogar als „Geschenk“, ohne das sein jetziger Erfolg nicht möglich wäre. Kim Köber aus Frankfurt am Main hatte sich als 18-Jähriger in den Kopf gesetzt, mit 30 Jahren Millionär zu sein. Nach einer mehrjährigen Karriere im Asset-Management gründete er ein Start-up im Finanzbereich. Nach anfänglichen Erfolgen konnte er jedoch seinen Kunden die versprochenen Produkte nicht liefern. Im Team kriselte es. Er bekam Depressionen und musste sich in Therapie begeben. Vor einigen Jahren gründete er in Frankfurt sein nun erfolgreiches Unternehmen „Inga One“ und hat mittlerweile 30 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen beschäftigt.
Heidi Kuls aus Heilbronn ist sich sicher: „Kein Traum ist ihr groß genug – kein Weg zu weit“. Sie hat bereits dreimal gegründet und gründet in Kürze ihr viertes Unternehmen in den USA. Ein Fitnessstudio mit monatlichen Kosten, die durch die Einnahmen nicht ausgeglichen werden konnten, war genauso wenig ihr Ding wie Anzeigenverkäuferin und Unternehmensberaterin. Die neue Gründung in den USA soll gemeinsam mit ihrer Schwester im Pharmabereich stattfinden.
Stanely Amuzu aus Düsseldorf schließlich baute mit Anfang 20 eine Vertriebsagentur für einer der größten Player der Weiterbildungsbranche auf. Er wollte Ruhm, Ehre und das schnelle Geld. Doch es kam alles anders als erhofft, und das Unternehmen wurde liquidiert. Heute betreibt er eine Unternehmensberatung.
Alle vier waren sich einig: „Immer gibt es unvorhersehbare Aufgabenstellungen und Probleme, die kurzfristig gelöst werden müssen, damit das eigene Unternehmen erfolgreich wird und bleibt.“ Und deshalb sehen sie das Scheitern nicht als negativ an, weil bei der Neuentwicklung von Produkten, Dienstleistungen und Ideen erst einmal ausprobiert werden muss, ob diese auch realisierbar sind und von der Zielgruppe angenommen werden.
Im Anschluss nutzten die Gäste die Gelegenheit, sich bei argentinischen Empanadas und kühlen Getränken über die vierte „FuckUp Night“ auszutauschen. Aufgrund des großen Interesses laufen bereits die Planungen für die fünfte Auflage der Veranstaltung 2023.
Wichtiger Hinweis: Sie sehen eine Archivseite. Diese Informationen geben den Stand des Veröffentlichungstages wieder (23.11.2022) und sind möglicherweise nicht mehr aktuell.