Kreisgesundheitsamt und Marandi-Stiftung starteten das Pilotprojekt „prokita maxi“
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Mit „prokita maxi“ geht das Gesundheitsamt des Rhein-Kreises Neuss neue Wege in Sachen Kindergesundheit. Auch wenn sich im Titel das Wort Kita wie Kindertagesstätte verbirgt, so bezeichnet „prokita maxi“ die schulärztliche Untersuchung von Jungen und Mädchen der vierten Klasse.
Initiatorin ist Barbara Albrecht, die lange Zeit als Kinderärztin die Untersuchungen in den Kitas selbst durchgeführt hat und inzwischen Leiterin des Kreisgesundheitsamts ist. „Der Übergang in die weiterführende Schule ist nochmals ein bedeutender Schritt in der Entwicklung von Kindern. Die wohnortnahe, wohl vertraute Grundschule wird verlassen, viele neue Herausforderungen stehen bevor. Gerade daher ist es so wichtig, nochmals den Entwicklungsstand der Kinder zu beleuchten und gegebenenfalls notwendige Förder- oder Therapiemaßnahmen einzuleiten“, so Albrecht.
„prokita maxi“ fand erstmals in der Gebrüder-Grimm-Grundschule in Erfttal sowie in der Gemeinschaftsgrundschule Kyburg in Weckhoven statt. Neben Seh- und Hörtests wurden Gewicht und Größe der Kinder erfasst. Im Anschluss untersuchte eine Schulärztin die Koordinationsfähigkeit, die Koordination von visueller Wahrnehmung und Bewegungsapparat, die rechnerischen Fähigkeiten sowie die sprachliche Entwicklung der Viertklässler.
Die Leitungen beider Grundschulen erhielten in nachfolgenden Gesprächen unter Wahrung der ärztlichen Schweigepflicht einen Einblick in die zusammenfassenden Erkenntnisse des ersten Untersuchungsdurchlaufs. Dabei fand auch ein Austausch über Handlungsbedarf und mögliche Aktionen rund um die Gesundheit der Schülerinnen und Schüler statt.
Möglich geworden ist das Angebot durch großzügige Fördergelder der Marandi-Stiftung. Sie wurde 2014 gegründet und ist eine nicht rechtsfähige Stiftung in der treuhänderischen Verwaltung der Jubiläumsstiftung der Sparkasse Neuss. Gemäß Satzung unterstützt werden die Jugend- und Altenhilfe, die Erziehung, Volks- und Berufsbildung einschließlich der Studentenhilfe sowie der Sport. Der Schwerpunkt der Förderungen liegt in der Präventionsarbeit.
Bereits 2003 hatte das Gesundheitsamt das Programm „prokita“ gestartet, die Untersuchung von Kindern zwei Jahre vor deren Einschulung. Inzwischen nehmen 38 Tagesstätten im Rhein-Kreis Neuss an dem Programm teil. Es handelt sich um einen sozialpädiatrischen Ansatz, der weit mehr ist, als eine Ergänzung zu den Vorsorgeuntersuchungen beim niedergelassenen Kinderarzt. Unter Berücksichtigung der familiären Situation und des Lebensumfelds werden die Eltern durch Ärzte des Gesundheitsamts beraten, wovon die ganze Familie in hohem Maß profitiert.
Die Untersuchungen finden im vertrauten Umfeld des Kindes – in der Tagesstätte – und im Beisein von Erziehern und Eltern statt. 2004 wurden sie mit dem Deutschen Präventionspreis der Bertelsmann-Stiftung ausgezeichnet. In Erfttal und Weckhoven sind sie eine fest installierte Maßnahme und werden von nahezu allen Eltern angenommen.
Die Untersuchungszyklen beginnen mit „prokita plus“ zum Zeitpunkt des Kita-Eintritts. Bei der anschließenden „prokita“-Untersuchung werden alle vierjährigen Kinder mit dem Fokus auf die schulischen Vorläuferfähigkeiten in den Tagesstätten untersucht. Die dritte Untersuchung findet im Rahmen der regulären Schuleingangsuntersuchung statt. Jungen und Mädchen mit Entwicklungsauffälligkeiten werden im Verlauf regelmäßig bis zum Schuleintritt untersucht.
Aufgrund der hohen Akzeptanz und der Erfolge der vergangenen Jahre wurde beschlossen, in Weckhoven und Erfttal mit „prokita maxi“ den nächsten Schritt zu gehen und den Übergang zur weiterführenden Schule mit zu gestalten. Das Projekt läuft zunächst bis 2024 und wird wissenschaftlich begleitet.
Wichtiger Hinweis: Sie sehen eine Archivseite. Diese Informationen geben den Stand des Veröffentlichungstages wieder (15.08.2022) und sind möglicherweise nicht mehr aktuell.