Migrantenstipendium: Rhein-Kreis Neuss vergibt Stipendien an vier erfolgreiche und engagierte Abiturienten
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Nika Biuklija, Zainab Bakr und Sajad Yeganeh aus Neuss sowie Shahed Al Mohammad aus Meerbusch sind die neuen Stipendiaten des Rhein-Kreises Neuss. Die vier haben jetzt ihr Abitur abgeschlossen und werden während ihres Studiums mit je 300 Euro pro Monat unterstützt. Landrat Hans-Jürgen Petrauschke gratulierte ihnen zusammen mit Kreisdezernent Tillmann Lonnes und sagte: „Wir fördern seit vielen Jahren junge Menschen mit unserem Migrantenstipendium, und ich freue mich, dass Sie vier in diesem Jahr von unserer Jury ausgewählt wurden.“ Petrauschke bezeichnete die Stipendiaten als Vorbilder: „Sie alle haben durch intensive Leistung ein sehr gutes Abitur erreicht und sich darüber hinaus sozial engagiert. Damit sind Sie ein positives Beispiel für andere junge Migrantinnen und Migranten“, so der Landrat.
Die 19-Jährige Nika Biuklija hat ihr Abitur mit einem Schnitt von 1,3 am Alexander-von-Humboldt-Gymnasium in Neuss absolviert. 2005 in Kroatien geboren, kam sie 2018 mit ihrer Familie nach Deutschland. Sie lernte Deutsch in einer Seiteneinsteigerklasse und engagierte sich während ihrer Schulzeit nicht nur in dieser Klasse, sondern auch bei Schulgarten-Projekten und beim Programm „Mint-Lehrer-Nachwuchsförderung“. Bonn ist ihr Favorit als Studienort. „Ich interessiere mich auf jeden Fall für Naturwissenschaften“, sagt die Neusserin und fügt hinzu, dass sie sich für verschiedene Studiengänge bewirbt: Psychologie, Pharmazie, Physik oder auch Biochemie sind ihre Wunsch-Fächer.
Ebenfalls zu den Abiturienten des Neusser Alexander-von-Humboldt-Gymnasiums gehört Zainab Bakr. Sie wurde im syrischen Aleppo geboren und flüchtete 2014 im Alter von neun Jahren gemeinsam mit ihrer Familie nach Deutschland, wo sie in Neuss zunächst die Grundschule „Die Brücke“ besuchte. Sie weiß, dass das Erlernen der deutschen Sprache wichtig für Bildung und Integration war und betont: „Ich werde in Zukunft in Seiteneinsteigerklassen anderen Migrantinnen und Migranten Informationen zu diesem Stipendium geben und will sie damit motivieren, sich weiter anzustrengen.“ Zainab Bakr engagierte sich an ihrer Schule unter anderem im Essenskomitee, beim Schulfest und bei einer Spendenaktion. Sie interessiert sich für Marketing und Management und bewirbt sich für ein Studium der Betriebswirtschaftslehre an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf.
Schon jetzt steht fest, dass der Neusser Sajad Yeganeh ein duales Studium bei der Provinzial-Versicherung in Düsseldorf machen will. Nach seinem Abitur an der Gesamtschule Norf absolviert der junge Iraner, der 2019 seiner Mutter im Rahmen der Familienzusammenführung nach Deutschland folgte, demnächst eine Ausbildung zum Fachinformatiker für Systemintegration und studiert außerdem Informatik. Sajad Yeganeh spielt leidenschaftlich gern Fußball und gibt als DFB-Junior-Coach Fußballtraining für Kinder. Er hofft, im Dezember die deutsche Staatsbürgerschaft zu bekommen.
Shahed Al Mohammad aus Meerbusch berichtet, dass sie schon als Kind davon träumte, Ärztin zu werden. „Zurzeit bereite ich mich auf den TMS, den Test für medizinische Studiengänge, im Herbst vor, um einen Platz für ein Medizinstudium zu bekommen“, sagt die 19-Jährige, die 2016 mit ihrer Familie aus Syrien in den Rhein-Kreis Neuss flüchtete. Sie fand es vor allem im ersten Jahr schwierig, Deutsch zu lernen, fand dann aber auf dem Städtischen Meerbusch-Gymnasium viele Freunde, mit denen sie schnell nur noch Deutsch sprach. Später war sie in ihrer Schule häufig als Übersetzerin für neu zugewanderte Schülerinnen und Schüler gefragt. Nun hat sie mit den Leistungskursen Mathe und Physik ihr Abitur mit einem Schnitt von 1,5 abgeschlossen. Wenn es mit dem Medizinstudium nicht klappt, würde Shahed Al Mohammad Tiermedizin oder Pharmazie studieren. Sie berichtet, dass auch ihre Geschwister medizinische Berufe ausüben bzw. anstreben: Während ihr Bruder im Bereich Zahntechniker ist, studiert ihre Schwester Pharmazie.
Kreisdezernent Tillmann Lonnes betonte beim Pressetermin, dass der Rhein-Kreis Neuss sein Migrantenstipendium als wichtigen Baustein für nachhaltig wirkende Integrationsarbeit sieht. „Wir unterstützen junge Menschen, die ohne Deutschkenntnisse nach Deutschland gekommen sind und hier ein überdurchschnittliches Abitur gemacht und sich sozial engagiert haben“, so Lonnes. Im nächsten Jahr können sich wieder Abiturientinnen und Abiturienten bewerben, die im Alter von mindestens sechs Jahren ohne deutsche Staatbürgerschaft nach Deutschland eingewandert sind und seit mindestens drei Jahren im Rhein-Kreis Neuss leben.
Eine Kommission entscheidet über die Vergabe der Stipendien. Zu ihr gehören Tillmann Lonnes (Dezernent für Schule und Kultur beim Rhein-Kreis Neuss), Natalia Lüdtke (Kommunales Integrationszentrum), Britta Heiermann (Schulleiterin der Gesamtschule an der Erft in Neuss), Ulrich Dauben (Leiter des Quirinus-Gymnasiums in Neuss), Catherine Pellny (Seiteneinsteigerförderung Quirinus-Gymnasium), Annette Anner (Untere Schulaufsicht des Rhein-Kreises Neuss) und Rainer Schmitz (Vorsitzender des Schulausschusses des Rhein-Kreises Neuss). Beraten wurde die Kommission von Petra Heinen-Dauber (Amtsleiterin für Schulen und Kultur beim Rhein-Kreis Neuss) und Dr. Mathias König (Abteilungsleiter des Bildungsbüros beim Rhein-Kreis Neuss).