Insektensterben
Insektensterben – was wir wissen
Bereits seit Jahrzehnten werden Rückgänge bei der Artenvielfalt und auch bei der Biomasse der Insekten beobachtet. Doch als die Wissenschaftler des Entomologischen Vereins Krefeld e. V. im Jahr 2017 durch eine Auswertung von langjährigen Studien nachweisen konnten, dass die Biomasse von Insekten in Naturschutzgebieten in 27 Jahren um 75 % zurückgegangen ist, bekam das Thema eine weltweite Aufmerksamkeit.
Dabei wurde deutlich, dass der massive Rückgang der Insekten nicht nur unsere Nahrungsmittelproduktion gefährden kann, sondern das gesamte Ökosystem, von dem wir abhängen. Das Insektensterben ist ein globales Phänomen. Es zeigt sich am stärksten in den Industriestaaten von Europa und Nordamerika.
Für die Beurteilung der Situation in Deutschland ist eine Stellungnahme des Sachverständigenrates für Umweltfragen der Bundesrepublik Deutschland vom Oktober 2018 hervorzuheben. Als Hauptursachen für das Artensterben und den massiven Rückgang der Individuenzahlen (Biomasse) benennen die Fachwissenschaftler drei wesentliche Faktoren: den Landschaftsstrukturwandel, also die intensive Landwirtschaft und den Straßen- und Siedlungsbau, den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln und die überhöhten Nährstoffeintrage.
In den folgenden Jahren wurden viele weitere Studien erstellt, die weitgehend zu ähnlichen Ergebnissen kommen. Wer sich eingehender mit dem Thema beschäftigen möchte, kann sich in zwei Fachbüchern umfassend informieren. 2021 veröffentlichten Thomas Fartmann u. a. das Buch „Insektensterben in Mitteleuropa“, das neben der Analyse von Ursachen auch ein umfangreiches Maßnahmenpaket beinhaltet.
Das Insektensterben ist Teil eines größeren Rückgangs der Artenvielfalt aller Tiere und Pflanzen, der aktuell von der Wissenschaft als das sechste große Massensterben bezeichnet wird. Während bei früheren Ereignissen in der Erdgeschichte z. B. ein Meteoriteneinschlag oder eine Eiszeit die Ursache für das Artensterben waren, ist es heute der Mensch. Zu diesem Thema haben Katrin Böhning-Gaese und Friederike Bauer das bemerkenswerte Buch „Vom Verschwinden der Arten“ verfasst.
Auch diese Autorinnen betonen, dass wir etwas gegen das Artensterben tun können. Jeder Quadratmeter, der nicht intensiv beackert, nicht betoniert oder mit Schotter zugedeckt wird, nicht mit Pestiziden behandelt und nicht mit exotischen Pflanzen gestaltet wird, sondern auf dem sich heimische Pflanzen ansiedeln können und der in Ruhe gelassen wird, ist ein Gewinn für den Artenschutz.