Fließgewässer
Im Rhein-Kreis Neuss gibt es eine Vielzahl sehr unterschiedlicher Fließgewässer. Die Spanne reicht vom nur selten wasserführenden Entwässerungsgraben bis zu Flüssen wie der Erft und dem Rhein als Schifffahrtsstraße. Fließgewässer dienen der Vorflut für abfließendes Oberflächenwasser und Grundwasser, nehmen Einleitungen aus der Siedlungsentwässerung und Kühlwasser auf, sind aber auch ein wichtiger Lebensraum für Tiere und Pflanzen und dienen der Naherholung. Menschliche Nutzungen haben Einfluss auf die Abflusssituation der Gewässer und auf ihren ökologischen und chemischen Zustand.
Die Wasserführung der Gewässer wird maßgeblich durch die Witterung bestimmt, unmittelbar über abfließende Niederschläge und mittelbar nach Versickerung über den sich einstellenden Grundwasserstand. Die intensive wasserwirtschaftliche Nutzung des Grundwassers in der Region durch die Sümpfungsmaßnahmen für den Braunkohlentagebau, aber auch durch Entnahmen für die öffentliche Trinkwasserversorgung, industrielle und landwirtschaftliche Entnahmen hat in den letzten Jahrzehnten zu einem Absinken der Grundwasserstände in Teilen des Kreisgebietes geführt. Dadurch haben Gewässer den Kontakt zum Grundwasser verloren und sind trocken gefallen. Bei einigen wasserwirtschaftlich bedeutsamen und ökologisch wertvollen Gewässern wird der sümpfungsbedingt verminderte Abfluss durch Einleitungen von Ökowasser gestützt. Nach Beendigung des Braunkohlentagebaus und dem Wiederanstieg des Grundwassers wird sich die wasserwirtschaftliche Situation in Teilen der Region wieder grundlegend ändern.
Arbeitsgruppe Norf
Die Norf als Teil eines ehemaligen Entwässerungssystems von Bruchgebieten erfuhr im Zeitverlauf wesentliche Veränderungen der Wasserführung durch die intensive wasserwirtschaftliche Nutzung in der Region. Sie wird durch die Einleitung von aufbereitetem Sümpfungswasser an 2 Einleit-stellen künstlich gespeist. Da ein zeitweises und abschnittsweises Trockenfallen der Norf in der Öffentlichkeit mit Sorge wahrgenommen wird, initiierte der Rhein-Kreis Neuss ein Arbeitsgremium unter Beteiligung von Vertretern verschiedener Fachämter des Rhein-Kreises Neuss, des Erftverbands, der Stadt Neuss und der RWE Power AG. Eine Abstimmung fand ebenso mit der Stadt Dormagen und der Gemeinde Rommerskirchen statt. Ziel war die grundlegende Bewertung der wasserwirtschaftlichen und ökologischen Situation der Norf. Die Ergebnisse der Arbeit sind in einem Abschlussbericht zusammengefasst, der eine Fülle gewässerrelevanter Grundlagendaten zur Historie und zur Istsituation des Gewässers sowie Handlungsempfehlungen zur Regelung des aktuellen Wasserabflusses enthält. Der Bericht steht ausschließlich in digitaler Form zur Verfügung (siehe Download-Box).
Nach Beendigung der Sümpfungsmaßnahmen für den Braunkohlentagebau werden sich in den kommenden Jahrzehnten im Einzugsgebiet der Norf wieder flurnähere Grundwasserstände einstellen. Perspektivisch ist damit zu rechnen, dass das ehemalige Entwässerungssystem dann hydraulisch wieder stärker beansprucht wird und an die zukünftigen Erfordernisse angepasst werden muss. In einem gesellschaftlichen Konsens ist dazu ein Leitbild zu erarbeiten, das die vielfältigen Belange von Umwelt und Gesellschaft berücksichtigt.