Masern
Gesundheit |
Masern sind eine akute Virusinfektion, die durch ein grippeähnliches Vorstadium und typischen Hautausschlag im Hauptstadium gekennzeichnet ist. Von besonderer Bedeutung sind die häufig auftretenden Komplikationen, die mit einer erhöhten Sterblichkeit einhergehen. Die Masernerkrankung kann durch die Masernschutzimpfung wirksam vermieden werden!
Vorkommen
Masern sind weltweit verbreitet. Aufgrund ihrer hohen Ansteckungsfähigkeit treten sie meist als Kinderkrankheit auf und hinterlassen dann lebenslange Immunität.
Übertragung, Ansteckungsgefahr
Das Masernvirus befällt bevorzugt Zellen des Immun- und Nervensystems. Es wird durch Tröpfcheninfektion übertragen, z.B. durch Husten, Niesen oder Sprechen. Die Eintrittspforten sind die Schleimhäute der Atemwege und die Bindehaut des Auges. Die Anstreckungskraft der Erreger ist sehr groß. Von 100 infizierten Personen erkranken 99.
Säuglinge von Müttern, die immun sind, die also entweder eine Masernerkrankung durchgemacht haben oder geimpft wurden, sind bis zum 6. Lebensmonat durch übertragene Antikörper von einer Maserninfektion geschützt.
Inkubationszeit
Die Inkubationszeit beträgt zwischen 9 und 11 Tagen, gelegentlich auch 2 Wochen.
Symptome
Es können 2 aufeinanderfolgende Stadien der Erkrankung unterschieden werden: Das mit grippeähnlichen Symptomen verlaufende Prodromalstadium und das durch charakteristische Hautveränderungen gekennzeichnete Exanthemstadium. Besonders tückisch ist, dass die Erkrankten bereits 5 Tage vor dem Auftreten des Hautausschlages ansteckend sind.
Prodromalstadium (Vorläuferstadium)
Es treten allgemeine Symptome wie Abgeschlagenheit, Müdigkeit, Kopf- und Bauchschmerzen auf. Die Patienten haben ein aufgedunsenes Gesicht. Als Ausdruck einer Bindehautentzündung bestehen eine ausgeprägte Lichtscheu sowie verstärkter Tränenfluss. Häufig werden ein trockener, bellender Husten sowie Schnupfen beobachtet. Charakteristisch sind Veränderungen an der Mundschleimhaut. Ab dem 2. bis 3. Tag der Erkrankung treten an der Wangenschleimhaut weißliche, kalkspritzerähnliche, festhaftende Beläge auf, die von einem geröteten Hof umgeben sind. Diese Veränderung bezeichnet man als Koplik-Flecken.
Sie sind eindeutiges Zeichen einer Masernerkrankung. Am 3. Erkrankungstag tritt ein Enanthem, also eine Rötung der übrigen Mund- und Rachenschleimhaut auf.
Zu diesem Zeitpunkt findet sich auch der erste Gipfel der Fieberkurve. Das Prodromalstadium dauert ca. 4 bis 5 Tage. Dann ist die Körpertemperatur auf normale Werte abgefallen.
Exanthemstadium (Stadium des Hautausschlages)
Das Exanthemstadium beginnt mit dem zweiten steilen Fieberanstieg. Die Symptome verstärken sich. Zusätzlich tritt jetzt ein dunkelroter, großfleckiger, unregelmäßig begrenzter Hautausschlag auf, der hinter den Ohren beginnt, sich dann über Gesicht und Hals ausbreitet und nach 3 Tagen auch den Körperstamm und die Extremitäten, also Arme und Beine, bedeckt. Der Hautausschlag ist die Folge einer virusbedingten Schädigung der Blutgefäße, die zu einer erhöhten Durchlässigkeit führt. Wenn der Ausschlag am 4. Exanthemtag die Füße erreicht hat, beginnt das Fieber zu fallen. Verzögert sich die Entfieberung, ist mit dem Auftreten von Komplikationen zu rechnen. Bei unkompliziertem Krankheitsverlauf schließt sich an das Exanthemstadium die Rekonvaleszenz, d.h. die Erholung, an. Der Hautausschlag verblasst, wobei sich die Haut schuppt. Die übrigen Symptome bilden sich ebenfalls langsam zurück. Die Phase der Erholung dauert 2 Wochen.
Diagnose
Die Diagnose wird anhand des typischen Krankheitsverlaufes und des charakteristischen Ausschlags gestellt.
Therapie
Die Therapie erfolgt symptomatisch. Pflegerische Maßnahmen und Bettruhe stehen im Vordergrund. Bei einer Infektion der Bindehaut des Auges, die mit Lichtscheu einhergeht, sollten die Patienten in abgedunkelten Räumen untergebracht werden. Treten Komplikationen auf, sind diese gezielt zu behandeln.
Komplikationen
Komplikationen treten etwa bei jedem 5. Patienten auf. Die Atemwege, Organe der Bauchhöhle sowie das Gehirn können betroffen sein. Da diese Komplikationen direkt durch das Masernvirus verursacht sind und kein Medikament gegen dieses Virus existiert, besteht die Therapie lediglich in der Behandlung der Symptome, gegebenenfalls in einer Operation. An den Atemwegen kann es zur Ausbildung einer Bronchitis sowie einer Masernpneumonie, also einer Lüngenentzündung, kommen, die in Entwicklungsländern für bis zu 25% der Todesfälle verantwortlich ist. In der Bauchhöhle wird häufig eine Schwellung von Lymphknoten beobachtet, die mit starken Bauchschmerzen einhergeht. Von besonderer Bedeutung ist die masernbedingte akute Blinddarmentzündung, die meist eine Operation erforderlich macht. Eine besonders gefürchtete Komplikation ist die Masernenzephalitis, also eine Gehirnentzündung, die sich ca. 3 bis 10 Tage nach Auftreten des Exanthems ausbildet. Sie tritt bei ca. 1 von 1000 Patienten auf und verursacht Bewusstseinsstörungen, Krämpfe bis hin zu epileptischen Anfällen sowie Lähmungen. Bei ca. jedem 3. Patienten mit Masernenzephalitis muss mit bleibenden Schäden gerechnet werden. Diese reichen von Lähmungen bis zur geistigen Behinderung. Die Sterblichkeit der Masernenzephalitis ist mit 25% hoch.
Prophylaxe
Die Erkrankung kann durch die Masernschutzimpfung verhindert bzw. in ihrem Verlauf abgeschwächt werden, wenn dieser innerhalb der ersten 3 Tage nach letzter Exposition (= letztem möglichen Kontakt) verabreicht wird. Dies wird postexpositionelle Impfung genannt.
Bei abwehrgeschwächten Patienten und chronisch kranken Kindern ist die Gabe von Antikörpern innerhalb von 2 bis 3 Tagen nach Kontakt möglich.
Der Besuch von Gemeinschaftseinrichtungen ist bei Kontaktpersonen mit bestehendem Impfschutz, nach postexpositioneller Schutzimpfung oder nach früher abgelaufener ärztlich bestätigter Krankheit möglich.
Andere Kontaktpersonen sollen für die Dauer von 16 Tagen vom Besuch der Einrichtung ausgeschlossen werden.