Europäische Kommission legt Plan gegen den Krebs vor: Prävention, Behandlung und Versorgung
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Vor dem Weltkrebstag am 04. Februar 2021 hat die Europäische Kommission den Plan der EU gegen den Krebs vorgelegt. Der Plan stellt gestützt auf neue Technologien, Forschung und Innovation ein neues EU-Konzept für die Prävention, Behandlung und Vorsorge vor und umfasst dabei den gesamten Krankheitspfad von der Vorsorge bis zur Förderung der Lebensqualität von Krebskranken und –überlebenden. Der Schwerpunkt liegt auf den Maßnahmen, bei denen die EU für alle Mitgliedstaaten einen Mehrwert erzielen kann, d.h. Maßnahmen von denen alle Mitgliedsländer gleichermaßen profitieren können. Der Europäische Plan gegen den Krebs ist daher eine tragende Säule der von der Europäischen Kommission vorgeschlagenen EU-Gesundheitsunion.
Die vier Hauptaktionsbereiche
Der Plan gliedert sich in vier Hauptaktionsbereiche mit 10 Leitlinien und zahlreichen Fördermaßnahmen; die finanzielle Unterstützung kommt aus verschiedenen EU-Programmen, u.a. aus dem neuen Gesundheitsprogramm EU4Health, dem Forschungsprogramm Horizont Europa und dem Programm Digitales Europa. Die vier Hauptaktionsbereiche sind:
- Prävention durch Maßnahmen zur Bekämpfung der wichtigsten Risikofaktoren. Dazu gehören der Tabakkonsum – bis 2040 soll erreicht werden, dass weniger als 5 Prozent der Bevölkerung Tabak konsumieren –, schädlicher Alkoholkonsum, Umweltverschmutzung und Exposition gegenüber gefährlichen Stoffen. Darüber hinaus werden im Rahmen der Kampagne „HealthyLifestyle4All“ gesündere Ernährung und mehr Bewegung gefördert. Um durch Infektionen verursachte Krebserkrankungen zu verhindern, sieht der Plan vor, dass bis 2030 mindestens 90 Prozent der Mädchen-Zielpopulation in der EU geimpft werden und bei den Jungen eine deutliche Steigerung der Impfzahlen erreicht wird.
- Früherkennung durch Verbesserung des Zugangs zu und der Qualität von entsprechenden Verfahren sowie der Diagnostik. Außerdem sollen die Mitgliedstaaten dabei unterstützt werden, bis 2025 für 90 Prozent der für eine Brustkrebs-, Gebärmutterhalskrebs- bzw. Darmkrebs-Früherkennung infrage kommenden EU-Bürger/innen Vorsorgeuntersuchungen anzubieten. Um dieses Ziel zu erreichen, soll ein neues, von der EU unterstütztes Krebsvorsorgeprogramm aufgelegt werden.
- Diagnose und Behandlung, und zwar vor dem Hintergrund von Maßnahmen, die eine besser integrierte und umfassende Versorgung von Krebskranken gewährleisten und gegen Ungleichheiten beim Zugang zu hochwertiger Versorgung und hochwertigen Arzneimitteln vorgehen. Bis 2030 sollen 90 Prozent der betroffenen Patient/innen Zugang zu nationalen onkologischen Spitzenzentren haben, die über ein neues EU-Netz vernetzt werden sollen. Darüber hinaus wird bis Ende 2021 eine neue Initiative „Krebsdiagnostik und Behandlung für alle“ eingeleitet, die dazu beitragen soll, den Zugang zu innovativen Krebsdiagnosen und -behandlungen zu verbessern. Die Europäische Initiative zum Verständnis von Krebs (UNCAN.eu) soll dazu beitragen, Personen mit hohem Risiko für häufige Krebsarten zu ermitteln.
- Verbesserung der Lebensqualität von Krebskranken und Krebsüberlebenden. Zu diesem Bereich gehören die Themen Rehabilitation, wiederauftretende Tumore, metastasierte Erkrankung sowie Maßnahmen zur Förderung der sozialen Integration und der Wiedereingliederung am Arbeitsplatz. Es wird eine Initiative „Besseres Leben für Krebskranke“ ins Leben gerufen, deren Schwerpunkt auf der Nachsorge liegt.
Einrichtung eines Wissenszentrums für Krebs
Außerdem soll zur Unterstützung von neuen Technologien, Forschung und Innovation ein neues Wissenszentrum für Krebs gegründet werden, das auf EU-Ebene zur Koordinierung wissenschaftlicher und technischer Initiativen gegen Krebs beitragen soll. Die Europäische Kommission will darüber hinaus eine europäische Initiative über bildgebende Verfahren in der Krebsmedizin umsetzen, die die Entwicklung neuer computergestützter Instrumente zur Verbesserung von personalisierter Medizin und innovativen Lösungen fördern soll.
Initiative „Hilfe für Kinder mit Krebs“
Außerdem startet die Europäische Kommission die Initiative „Hilfe für Kinder mit Krebs“ und setzt damit ein besonderes Augenmerk auf Kinder. Es soll sichergestellt werden, dass sie Zugang zu einer schnellen und optimalen Früherkennung, Diagnose, Behandlung und Versorgung haben.
Register der Ungleichheiten bei der Krebsbekämpfung
Schließlich will die Europäische Kommission 2021 zur Ermittlung von Trends, Unterschieden und Ungleichheiten zwischen den Mitgliedstaaten und Regionen ein Register der Ungleichheiten bei der Krebsbekämpfung einrichten.
Hintergrund:
Die EU bekämpft den Krebs seit vielen Jahrzehnten, der letzte umfassende europäische Aktionsplan zur Krebsbekämpfung stammt jedoch aus den frühen 1990er Jahren. Die Europäische Kommission weist darauf hin, dass ohne entschlossenes Handeln die Zahl der Krebsfälle bis 2035 auf 25 Prozent ansteigen dürfte. Zudem sei die COVID-19-Krise nicht ohne gravierende Auswirkungen für die Krebsversorgung geblieben, Behandlungen konnten nicht durchgeführt werden, Diagnosen und Impfungen haben sich verzögert und der Zugang zu Arzneimitteln war schwierig.
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