Eurobarometerumfrage der Europäischen Kommission: Europäerinnen und Europaer sehen den Klimawandel als derzeit größtes Problem
Europa |
Eine am 05. Juli 2021 veröffentlichte Eurobarometer-Umfrage der Europäischen Kommission hat gezeigt, dass die Bürgerinnen und Bürger in Europa den Klimawandel als das schwerwiegendste Problem sehen, vor dem die Welt derzeit steht; 93 Prozent der Befragten halten den Klimawandel für ein ernstes Problem, 78 Prozent sehen ihn als sehr ernst an. Diese Umfragewerte würden den Zahlen aus der thematisch gleichen Eurobarometer-Umfrage aus dem Jahr 2019 entsprechen, so die Europäische Kommission.
Auch vor zwei Jahren hatten 93 Prozent der befragten Bürgerinnen und Bürger den Klimawandel als ernstes Problem und 79 Prozent als sehr ernstes Problem eingestuft. Demnach hat sich die Meinung der Europäerinnen und Europäer zu der Problematik des Klimawandels in den letzten zwei Jahren kaum verändert. In der aktuellen Umfrage nannte auf die Frage nach dem größten Problem in der Welt über ein Viertel der Bürgerinnen und Bürger (29 Prozent) entweder den Klimawandel (18 Prozent), die Zerstörung der Natur (7 Prozent) oder Gesundheitsprobleme aufgrund von Umweltverschmutzung (4 Prozent).
In Bezug auf die Reaktion der Politik sind sich neun von zehn Europäerinnen und Europäern (90 Prozent) darin einig, dass die Treibhausgasemissionen auf ein Minimum reduziert und die verbleibenden Emissionen kompensiert werden sollten, um in der EU bis 2050 Klimaneutralität zu erreichen. Fast neun von zehn Europäerinnen und Europäern (87 Prozent) halten es für wichtig, dass sich die EU ehrgeizige Ziele setzt, um verstärkt erneuerbare Energien zu nutzen, und ebenso viele erachten es als wichtig, dass die EU die Verbesserung der Energieeffizienz unterstützt.
Klimaschutzmaßnahmen im Alltag
Die Mehrheit (64 Prozent) der EU-Bürgerinnen und -Bürger ergreift bereits individuelle Klimaschutzmaßnahmen und trifft im Alltag bewusst nachhaltige Entscheidungen. Das ist laut Europäischer Kommission ein Anstieg um 4 Prozentpunkte seit der Eurobarometer-Umfrage 2019. Auf die Frage nach der Verantwortung für die Bekämpfung des Klimawandels betonten die Bürgerinnen und Bürger, dass zu den individuellen Maßnahmen Strukturreformen hinzukommen müssten, und verwiesen dabei auf die nationalen Regierungen (63 Prozent), die Unternehmen und die Industrie (58 Prozent) sowie die EU (57 Prozent).
Wirtschaftliche Maßnahmen
Mehr als acht von zehn Befragten (81 Prozent) stimmten zu, dass saubere Energien mehr öffentliche finanzielle Unterstützung erhalten sollten, selbst wenn dies zu einer Verringerung der Subventionen für fossile Brennstoffe führen würde. Drei Viertel der Europäerinnen und Europäer (75 Prozent) sind der Ansicht, dass Investitionen in die wirtschaftliche Erholung hauptsächlich auf die neue grüne Wirtschaft ausgerichtet sein sollten. Es wird ausdrücklich anerkannt, dass die Bekämpfung des Klimawandels für die Bürgerinnen und Bürger der EU und für die europäische Wirtschaft Chancen bietet. Beinah acht von zehn Europäerinnen und Europäern (78 Prozent) stimmen darin überein, dass Klimaschutzmaßnahmen zu Innovationen und damit mehr Wettbewerbsfähigkeit für die europäischen Unternehmen führen werden. Ebenfalls fast acht von zehn Befragten (78 Prozent) sind der Auffassung, dass die Nutzung von in der EU vorhandenen Fachkenntnissen in Bezug auf saubere Technologien in Ländern außerhalb der EU zur Schaffung neuer Arbeitsplätze in der EU beitragen kann. Sieben von zehn Europäerinnen und Europäern (70 Prozent) sind der Ansicht, dass eine Verringerung der Einfuhren fossiler Brennstoffe der EU wirtschaftlich zugutekommen kann. Mehr als sieben von zehn (74 Prozent) stimmen zu, dass die Kosten für Schäden aufgrund des Klimawandels viel höher sind als die für einen ökologischen Wandel erforderlichen Investitionen.
Hintergrund:
Die Europäische Kommission führt zweimal jährlich die sog. Eurobarometer-Umfragen durch und bei atuell wichtigen EU-Themen zusätzlich Sonderumfragen. Im Rahmen der Eurobarometer-Sonderumfrage 513 zum Klimawandel wurden 26 669 Bürgerinnen und Bürger aus verschiedenen sozialen und demografischen Gruppen in allen 27 EU-Mitgliedstaaten befragt. Die Umfrage wurde im Zeitraum vom 15. März bis 14. April 2021 durchgeführt (persönliche Interviews, aber auch online wegen der COVID-19-Beschränkungen).
Der europäische Grüne Deal ist die wichtigste politische Priorität der Europäischen Kommission. Auf der Grundlage von Vorschlägen der Kommission haben sich das Europäische Parlament und die Mitgliedstaaten dazu verpflichtet, in der EU bis zum Jahr 2050 Klimaneutralität zu erreichen und die Netto-Treibhausgasemissionen bis 2030 gegenüber dem Stand von 1990 um mindestens 55 Prozent zu verringern. Diese Verpflichtungen sind im Europäischen Klimagesetz verankert, das am 30. Juni 2021 förmlich unterzeichnet wurde. Um diese Ziele zu erreichen, hat die Europäische Kommission am 14. Juli 2021 ihr „Fit-für-55“-Paket mit Legislativvorschlägen vorgelegt. Diese umfassende Reform des klima- und energiepolitischen Instrumentariums der EU wird eine Überarbeitung der bestehenden Rechtsvorschriften und eine Reihe neuer Instrumente umfassen.
Zitat:
Der für den europäischen Grünen Deal zuständige Exekutiv-Vizepräsident der EU-Kommission, Frans Timmermans kommentierte die Umfrageergebnisse wie folgt: „Trotz der Pandemie und der wirtschaftlichen Schwierigkeiten, mit denen die Europäerinnen und Europäer konfrontiert sind, ist die Unterstützung für Klimaschutzmaßnahmen nach wie vor hoch. Die Europäerinnen und Europäer wissen um die langfristigen Risiken, die von der Klima- und der Biodiversitätskrise ausgehen, und erwarten, dass die Industrie, die Regierungen und die Europäische Union tätig werden“. … „Die Zahlen aus dieser Eurobarometer-Umfrage sind ein Aufruf an die Politik und die Unternehmen. Für die Europäische Kommission sind sie eine zusätzliche Motivation für die Fertigstellung der „Fit-für-55“ -Rechtsvorschriften, die wir später in diesem Monat vorlegen werden, um sicherzustellen, dass wir unsere Klimaziele erreichen.“
Wichtiger Hinweis: Sie sehen eine Archivseite. Diese Informationen geben den Stand des Veröffentlichungstages wieder (06.07.2021) und sind möglicherweise nicht mehr aktuell.