EU setzt auf Wasserstoff und mehr Energieeffizenz
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Die EU-Kommission dringt auf den Übergang zu Wasserstoff als klimaschonendem Energieträger der Zukunft und mehr Energieeffizenz im Gebäudesektor. Ziel ist, nicht allein den Ausstoß an Klimagasen zu verringern, sondern auch die hohen Heizkosten vieler Verbraucherinnen und Verbraucher zu senken.
„Die derzeitigen Energiepreise haben unverhältnismäßig starke Auswirkungen auf sozial schwache Haushalte“, erklärte Frans Timmermans, Exekutiv-Vizepräsident der EU-Kommission, bei der Vorlage eines Gesetzespakets im Rahmen des europäischen Grünen Deal. „Ein Gebäude in der niedrigsten Energieklasse verbraucht zehnmal mehr Energie als ein Gebäude in der höchsten Klasse. Die Menschen, die dort leben – und das sind meist die Ärmsten – zahlen viel mehr, als sie müssten", erläuterte Timmermans weiter.
„Wir wollen die Menschen in Europa mitnehmen in eine klimafreundliche Zukunft“, sicherte Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen zu und verwies auf den Sozialen Klimafonds in Höhe von 72,2 Mrd. Euro.
Das Gesetzespaket der Kommission sieht unter anderem vor:
Gebäude: Drei Viertel der 240 Mio. Gebäude in Europa sind energetisch ineffizient. Das bietet enormes Einsparpotenzial – für das Klima sowie für Verbraucherinnen und Verbraucher. Altbauten der schlechtesten Energieeffizienzklasse G, rund 15 Prozent des derzeitigen Bestands, sollten bis 2030 die Anforderungen der Klasse F erfüllen und bis 2033 die der Klasse E. Gebäude der öffentlichen Hand wie Schulen und Nichtwohngebäude sollen diese Ziele bereits 2027 beziehungsweise 2030 einhalten. Die öffentliche Förderung für Öl- und Gasheizungen entfällt von 2027 an. Angestrebt wird, dass private Neubauten von 2030 an die Vorgabe Null-Emission erfüllen, für öffentliche neu errichteten Gebäude gilt dies schon von 2027 an.
Null-Emission bedeutet, dass der nötige Strom für Heizung oder Klimaanlage vor Ort erzeugt wird, etwa über Solardächer. Den Mitgliedstaaten bleibt es selbst überlassen, wie sie die Effizienzziele erreichen. Eine öffentliche Förderung der Sanierungsarbeiten ist möglich, die entsprechenden EU-Regeln für staatliche Beihilfen werden angepasst. Timmermans warnte aber vor Panikmache. „Das kulturelle Erbe ist geschützt, Sommerhäuser können ausgenommen werden“, erläuterte er. Der Vizepräsident stellte auch klar: „Unser Vorschlag enthält kein Verkaufs- oder Vermietungsverbot für Gebäude, die in die Klasse G eingestuft werden, das bedeutet, jene 15 Prozent der Gebäude, mit der schlechtesten Energieeffizienz in einem Land.“ > Methan-Ausstoß senken: Methan, der Hauptbestandteil von Erdgas, ist rund 80-mal klimaaktiver als das Treibhausgas Kohlendioxid. Bereits auf der UN-Klimakonferenz COP26 im November in Glasgow hatten Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und US-Präsident Joe Biden eine gemeinsame Initiative gestartet, um den Ausstoß von Methan bis 2030 um mindestens 30 Prozent zu verringern. Die Kommission setzt diese Ansage nun um. „Wir schlagen strikte Regeln vor, um die Emissionen von Methan bei der Gewinnung von Gas, Öl und Kohle in diesen Sektoren bis 2030 um 80 Prozent zu verringern", gab Energiekommissarin Kadri Simson als Ziel für die EU aus. So sind Energieunternehmen künftig verpflichtet, Gaslecks in ihren Leitungen aufzuspüren und in einer gesetzten Frist zu reparieren.
Wasserstoff-Gasmarkt: „Wir wollen, dass Europa vorangeht“, mahnte Simson den raschen Abschied von Kohle, Gas und Öl sowie den Übergang zu alternativen Energieträgern wie Biogas und Wasserstoff an. Bis 2030 wird angestrebt, in der EU jährlich 10 Mio. Tonnen grünen Wasserstoff zu erzeugen. Das neue Europäische Netz für Wasserstoff (ENNOH) stellt eine grenzüberschreitende Wasserstoff-Infrastruktur sicher.
Nachhaltiger Kohlendioxid-Kreislauf: Kohlendioxid (C02) kann durch Carbon Farming in der Landwirtschaft im Boden gebunden werden. Ziel ist es, dadurch bis 2030 42 Mio. Tonnen Kohlendioxid in Klimasenken zu speichern. Bis 2030 wird die Industrie 20 Prozent ihres C02-Bedarfs, etwa als Ausgangsstoff für Synthesen, aus nichtfossilen Quellen gewinnen. Bereits 2022 legt die Kommission einen Vorschlag für eine allgemein verbindliche Zertifizierung vor, um festzulegen, welche Methoden als nachhaltig angesehen werden.
Energieeffizienz spart Geld: Energetische Renovierungen lohnen sich, da Nebenkostenabrechnungen niedriger ausfallen. Timmermans mahnte einen sozialverträglichen Übergang in eine klimaneutrale Gesellschaft an. „Die Dringlichkeit, den Energieverbrauch in Gebäuden durch Renovierung zu senken, ist enorm. Millionen Menschen in Europa können ihre Energierechnung nicht bezahlen“, sagte er mit Blick auf steigende Energiepreise. Aber in schlecht gedämmten Gebäuden gehe das Geld „zum Fenster raus“. „Renovierung verringert beides – den energetischen Fußabdruck und die Nebenkosten“, erklärte Timmermans.
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