Europäische Kommission will Versorgung Europas mit kritischen Rohstoffen sichern
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Die Europäische Kommission hat am 03. September 2020 Papiere veröffentlicht, mit denen sie die Abhängigkeit Europas hinsichtlich kritischer Rohstoffe von Drittländern verringern will. Dies sind:
- Ein Aktionsplan zu kritischen Rohstoffen
- Eine Liste kritischer Rohstoffe 2020
- Eine Zukunftsstudie über kritische Rohstoffe für strategische Technologien und Sektoren für die Zeiträume bis 2030 und bis 2050
In den Papieren schlägt sie Maßnahmen vor, um die Abhängigkeit Europas von Drittländern zu verringern, Versorgungsquellen zu diversifizieren, die Ressourceneffizienz zu steigern und die Kreislaufwirtschaft zu stärken. Weltweit soll die verantwortungsvolle Rohstoffbeschaffung gefördert werden.
Aktionsplan zu kritischen Rohstoffen
Die im Aktionsplan aufgeführten Maßnahmen sollen beim Übergang zu einer grünen und digitalen Wirtschaft helfen. Zugleich sollen sie Europas Widerstandsfähigkeit und die offene strategische Autonomie bei den Schlüsseltechnologien erhöhen, die für einen solchen Wandel notwendig sind.
Liste der kritischen Rohstoffe
Diese wurde von der Europäischen Kommission aktualisiert, um der veränderten wirtschaftlichen Bedeutung und den Herausforderungen bei der Versorgung mit Rohstoffen, die sich aufgrund ihrer industriellen Verwendung ergeben, Rechnung zu tragen. Die Liste enthält 30 kritische Rohstoffe; dabei wurde Lithium, das für einen Übergang zur E-Mobilität unerlässlich ist, erstmals in die Liste aufgenommen.
Die Ziele des Aktionsplans für kritische Rohstoffe sind:
- widerstandsfähige Wertschöpfungsketten für die industriellen Ökosysteme der EU zu entwickeln,
- die Abhängigkeit von kritischen Primärrohstoffen durch kreislauforientierte Ressourcennutzung, nachhaltige Produkte und Innovation zu reduzieren,
- die inländische Rohstoffbeschaffung in der EU zu stärken und
- die Beschaffung aus Drittländern zu diversifizieren sowie, unter voller Einhaltung der internationalen Verpflichtungen der EU, Verzerrungen des internationalen Handels zu beseitigen.
Um diese Ziele zu erreichen, werden in der heutigen Mitteilung zehn konkrete Maßnahmen skizziert.
Die Kommission teilt in diesem Zusammenhang mit, dass sie in den kommenden Wochen eine Europäische Rohstoffallianz ins Leben rufen werde. Die Allianz soll alle maßgeblichen Interessenträger zusammenführen und sich auf die dringendsten Bedürfnisse konzentrieren, um insbesondere die Widerstandsfähigkeit der EU in den Wertschöpfungsketten für seltene Erden und Magnete zu erhöhen, da diese für die meisten industriellen Ökosysteme der EU wie erneuerbare Energien, Verteidigung und Raumfahrt unverzichtbar sind. Die Allianz könnte laut Europäischer Kommission später auch auf den Bedarf an anderen kritischen Rohstoffen und Grundmetalle ausgeweitet werden.
Um die europäischen Ressourcen besser zu nutzen, wird die Kommission mit den Mitgliedstaaten und Regionen zusammenarbeiten, um Bergbau- und Verarbeitungsprojekte in der EU zu ermitteln‚ die bis 2025 einsatzbereit sein können. Ein besonderer Schwerpunkt wird auf Kohlebergbauregionen und anderen Regionen im Wandel liegen, wobei besonderes Augenmerk auf Fachwissen und Kompetenzen gelegt wird, die für den Abbau, die Förderung und die Verarbeitung von Rohstoffen relevant sind. Dies ist auch für den Rhein-Kreis Neuss von Bedeutung, der Teil des Rheinischen Braunkohlenreviers ist und sich bei der Europäischen Kommission für ein eigenes Förderinstrument für die Braunkohleregionen in Deutschland und in der EU eingesetzt hat. Der jetzt von den Staats- und Regierungschefs auf ihrem Gipfel im Juli 2020 beschlossene Fond für einen gerechten Wandel (Just Transition Fund) wird voraussichtlich auch Finanzmittel für zukunftsweisende Projekte in der Region zur Verfügung stellen.
Gleichzeitig wird die Europäische Kommission durch das Programm Horizont Europe Forschung und Innovation, insbesondere in den Bereichen neue Bergbau- und Verarbeitungstechnologien, Ersatz und Recyling finanziell unterstützen. Zusätzlich wird die Europäische Kommission strategische internationale Partnerschaften aufbauen, um die Versorgung mit kritischen Rohstoffen sicherzustellen, die in Europa nicht vorkommen. Bereits im kommenden Jahr sollen Pilotpartnerschaften mit Kanada, interessierten Ländern in Afrika und in der Nachbarschaft der EU beginnen.
Wichtiger Hinweis: Sie sehen eine Archivseite. Diese Informationen geben den Stand des Veröffentlichungstages wieder (04.09.2020) und sind möglicherweise nicht mehr aktuell.