Europäische Kommission macht Tempo beim Ausbau von 5G
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Die Europäische Kommission hat die EU-Mitgliedstaaten aufgefordert, Investitionen in die Infrastruktur für Breitbandverbindungen mit sehr hoher Kapazität, einschließlich 5G zu verstärken: sie sollen bis zum 30. März 2021 ein gemeinsames Konzept für den Netzausbau entwickeln. Exekutiv-Präsidentin, Margrethe Vestager, zuständig für Ein Europa für das digitale Zeitalter, sagte hierzu, Breitband und 5G-Konnektivität bildeten die Grundlage für die grüne und digitale Umgestaltung der Wirtschaft, unabhängig davon, ob es den Verkehr und Energie, Gesundheitswesen und Bildung oder Fertigung und Landwirtschaft angehe. Die Coronakrise habe die Bedeutung des Zugangs zu schnellem Internet für Unternehmen, öffentliche Dienste und Bürger aber auch für die Beschleunigung des Tempos in Richtung 5G deutlich gemacht, es müsse daher gemeinsam auf einen schnellen Netzausbau ohne weitere Verzögerungen hingearbeitet werden.
Die Europäische Kommission betont, dass die rechtzeitige Einführung von 5G-Netzen Voraussetzung für die Nutzung bedeutender wirtschaftlicher Chancen sei, es sei ein entscheidender Faktor für die Wettbewerbsfähigkeit und Nachhaltigkeit Europas und für die künftigen digitalen Dienste. Mit der Aufforderung an die EU-Mitgliedstaaten zum schnelleren Aufbau von 5G sollen folgende Ziele erreicht werden:
- Senkung der Kosten und Erhöhung der Geschwindigkeit des Aufbaus von Netzen mit sehr hoher Kapazität, insbesondere durch die Beseitigung unnötiger administrativer Hürden;
- rechtzeitige Bereitstellung von 5G-Funkfrequenzen und Förderung der Investitionen der Betreiber in den Ausbau der Netzinfrastruktur;
- mehr grenzüberschreitende Koordination für Funkfrequenzzuweisungen einzurichten, um innovative 5G-Dienste, insbesondere in den Bereichen Industrie und Verkehr, zu unterstützen.
Parallele Förderung von Hochleistungsrechnern und Quanteninformatik – Europäische Kommission will Spitzenposition Europas sichern
Parallel hierzu hat die Europäische Kommission am selben Tag eine Empfehlung für eine neue Verordnung für das Europäische Gemeinsame Unternehmen für Hochleistungsrechner (EuroHPC) vorgeschlagen, um Europas führende Rolle in der Supercomputertechnologie zu erhalten und voranzubringen. Das Unternehmen soll europäische und nationale Investitionen bündeln und damit 8 Mrd. Euro in die nächste Supercomputer-Generation ermöglichen. Die Summe setzt sich im Zeitraum 2021 – 2033 zusammen aus einer EU-Investition in Höhe von 3,5 Mrd. Euro aus dem nächsten Mehrjährigen Finanzrahmen und 3,5 Mrd. Euro von den teilnehmenden Mitgliedstaaten des gemeinsamen Unternehmens (d.h. EU-Mitgliedstaaten und andere assoziierte Länder) und 1 Mrd. Euro Investition von privaten Mitgliedern des gemeinsamen Unternehmens. Mit diesen Finanzmitteln sollen gebaut werden:
- Exa-Supercomputer, die mehr als eine Trillion (1018) Rechenoperationen pro Sekunde ausführen können und
- Quantencomputer und Hybridrechner, in denen Quantenelemente und klassische Rechentechnik miteinander kombiniert werden und die Rechenoperationen durchführen können, die für heutige Supercomputer unmöglich sind.
Das Gemeinsame Unternehmen wird allen Anwendern in ganz Europa, darunter öffentlichen Stellen, industriellen Anwendern und insbesondere kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) unabhängig von ihrem Standort die bestehenden europäischen Hochleistungsrechen- und Quanteninformatikressourcen zugänglich machen.
Anwendungen des Hochleistungsrechners
Die Europäische Kommission zeigt sich optimistisch, dass die neue Supercomputer-Infrastruktur für 800 Anwendungen in den Bereichen Wissenschaft, Industrie und öffentlicher Sektor in Europa in Frage kommen könnte. Im Gesundheitswesen, auch bei der Bekämpfung der Coronavirus-Pandemie, würden Supercomputer bereits zur Suche nach Behandlungsmöglichkeiten beitragen, die Ausbreitung von Infektionen modellieren und prognostizieren und bei der Entscheidung über Eindämmungsmaßnahmen helfen. Auch könnten Supercomputer Wissenschaftlern in Europa zu einem besseren Verständnis des menschlichen Stoffwechsels und Immunsystems verhelfen und zu erheblichen Fortschritten führen, etwa in der Genforschung, bei der Entwicklung und Erprobung neuer Arzneimittel oder bei der Bekämpfung schwerer Krankheiten, einschließlich Krebs und Virusinfektionen. Zudem werde die Hochleistungsrecheninfrastruktur zur Umsetzung der EU-Initiative „Destination Earth“ beitragen, mit der erhebliche Verbesserungen der Wettervorhersage, der städtischen und ländlichen Raumplanung, der Abfall- und Wasserbewirtschaftung und der ozeanografischen Modellierung sowie der Modellierung von Meeren und Eislandschaften erzielt werden sollen. Insgesamt werde dies zum Übergang zu einer umweltfreundlichen Wirtschaft im Einklang mit den Zielen des European Green Deals und zur Vorbereitung auf größere Umweltschäden und ‑katastrophen sowie zu deren Bewältigung beitragen.
Hintergrund:
Das Gemeinsame Unternehmen EuroHPC wurde 2018 gegründet, um die EU in die Lage zu versetzen, im Bereich des Hochleistungsrechnens durch die Bündelung der Ressourcen der EU, der beteiligten Länder (bisher 32) und privater Partner Weltrang zu erlangen. Durch das GU EuroHPC wurden seit 2018 die Investitionen in das Hochleistungsrechnen auf europäischer Ebene erheblich gesteigert und sollen auch in Zukunft steigen; allein im Zeitraum 2019–2020 werden sich die öffentlichen Investitionen des Gemeinsamen Unternehmens auf rund 1,1 Mrd. Euro belaufen. Das bedeutet auf europäischer Ebene einen Nettoanstieg um fast 250 Mio. Euro pro Jahr gegenüber der Zeit vor 2018.
Das GU EuroHPC unterstützt nach Auskunft der EU auch die Schaffung von 33 nationalen Kompetenzzentren, die sich auf lokaler Ebene für den leichteren Zugang zum europäischen Hochleistungsrechnen in verschiedenen Wirtschaftszweigen einsetzen, verschiedensten Anwendern, unter anderen KMU, Lösungen nach Maß anbieten und somit letztendlich die Kenntnisse und das Fachwissen im Bereich dieser Technologien in Europa stärken werden.
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