Ein europäischer Schatz im Wert von 75 Milliarden Euro
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Schwäbische Spätzle, Nürnberger Lebkuchen, Allgäuer Bergkäse, Thüringer Rostbratwurst oder Beelitzer Spargel - diese Produkte sind nicht nur über die Grenzen Deutschlands hinaus bekannt, sie sind auch durch EU-Recht besonders geschützt. Agrarlebensmittel- und Getränkeprodukte, deren Namen von der Europäischen Union als "Geografische Angaben" (GIs) geschützt sind, bringen es auf einen jährlichen Umsatz von fast 75 Mrd. Euro. Dies geht aus einer heute von der Europäischen Kommission veröffentlichten Studie hervor.
Ein Fünftel dieses Betrags entfällt auf Ausfuhren in Länder außerhalb der Europäischen Union. Der Studie zufolge ist der Verkaufswert eines Erzeugnisses mit einem geschützten Namen im Durchschnitt doppelt so hoch wie der Verkaufswert eines vergleichbaren Produkts ohne Zertifizierung.
Janusz Wojciechowski, Kommissar für Landwirtschaft, erklärte dazu: "Das europäische System der geografischen Angaben spiegelt den Reichtum und die Vielfalt der Erzeugnisse wider, die unser Agrarsektor zu bieten hat. Die Vorteile für die Erzeuger sind eindeutig: Sie können ihre Erzeugnisse zu höheren Preisen an Verbraucher verkaufen, die an authentischen regionaltypischen Produkten interessiert sind. Geografische Angaben spielen auch für unsere Handelsabkommen eine wichtige Rolle. Durch den weltweiten Schutz bestimmter Erzeugnisse verhindern wir die betrügerische Verwendung von Produktnamen und gewährleisten den guten Ruf der europäischen Agrarlebensmittel und Getränke. Geografische Angaben schützen lokale Werte auf globaler Ebene."
Die EU-Vorschriften für Qualitätsregelungen haben zum Ziel, die Namen bestimmter Erzeugnisse zu schützen, um ihre mit ihrem geografischen Ursprung sowie dem regionsspezifischen Know-how verbundenen einzigartigen Eigenschaften herauszustellen. Diese Produktnamen sind Bestandteil des EU-Systems der Rechte des geistigen Eigentums, das sie rechtlich vor Nachahmung und Missbrauch schützt. Agrarlebensmittel und Weine können durch eine geschützte Ursprungsbezeichnung (g. U.) oder eine geschützte geografische Angabe (g. g. A.) und Spirituosen durch eine geografische Angabe (g. A.) geschützt werden. Die EU schützt zudem garantiert traditionelle Spezialitäten (g. t. S.), eine Kennzeichnung, bei der die traditionellen Aspekte eines Erzeugnisses hervorgehoben werden, ohne dass diese mit einem bestimmten geografischen Gebiet verbunden sind. Der Verkaufswert von als garantiert traditionelle Spezialitäten gekennzeichneten Agrarerzeugnissen und Lebensmitteln beläuft sich auf 2,3 Mrd. Euro.
In die Studie wurden alle 3207 Produktnamen, die Ende 2017 in den EU-Mitgliedstaaten geschützt waren, einbezogen (Ende März 2019 belief sich die Zahl der geschützten Namen auf insgesamt 3322). Sie gelangt zu dem Schluss, dass der Verkaufswert eines Erzeugnisses mit einem geschützten Namen im Durchschnitt doppelt so hoch liegt wie der Verkaufswert eines vergleichbaren Produkts ohne Zertifizierung.
Und hier zeigt sich eine wahrhaft europäische Politik: jedes EU-Land produziert Erzeugnisse, deren Namen auf EU-Ebene geschützt sind und als Markenzeichen für das traditionelle kulinarische Erbe der Regionen sowie als Wirtschaftsmotor für den nationalen Agrarlebensmittelsektor dienen.
Geschützte Ursprungsbezeichnungen (g. U.), geschützte geografische Angaben (g. g. A.) und geografische Angaben (g. A.) für Spirituosen garantieren dem Verbraucher, dass die betreffenden Erzeugnisse tatsächlich in ihrer spezifischen Herkunftsregion mit Wissen und Verfahren aus der Region hergestellt wurden. Um sicherzustellen, dass die Qualitätspolitik der EU weiterhin bestmöglich greift, wurde vom 4. November 2019 bis zum 3. Februar 2020 eine öffentliche Online-Konsultation durchgeführt, bei der Meinungen von Interessenträgern eingeholt wurden. Dabei stimmte eine Mehrheit der Befragten darin überein, dass die Qualitätsregelungen der EU Erzeugern und Verbrauchern gleichermaßen zugutekommen.
Quelle und weitere Informationen
Wichtiger Hinweis: Sie sehen eine Archivseite. Diese Informationen geben den Stand des Veröffentlichungstages wieder (20.04.2020) und sind möglicherweise nicht mehr aktuell.