Einladung des Rhein-Kreises Neuss zum Europatag am 03.05.2018 ins Kreishaus Neuss
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Ganz im Zeichen des Europäischen Kulturerbejahres stand der diesjährige Europatag des Rhein-Kreises. Landrat Hans-Jürgen Petrauschke begrüßte am vergangenen Donnerstag im Lichthof des Kreishauses Neuss über 100 Gäste zu einer grenzüberschreitenden Lesung von Autoren aus Nordrhein-Westfalen/Deutschland, den Niederlanden und Polen. In seiner Begrüßung dankte Petrauschke den Gästen für Ihr Interesse an dem heutigen Abend und verwies darauf, dass das Europäische Kulturerbejahr den sozialen und kulturellen Zusammenhalt in der EU befördern könne, gerade in der immer noch nachwirkenden Flüchtlingskrise sei dies eine Chance. Einheit in Vielfalt sei der mutige Leitsatz der EU und gerade auch für das Europäische Kulturerbejahr sei dieser Leitsatz das richtige Motto. Das Jahr 2018 biete die Möglichkeit, gemeinsame Wurzeln zu entdecken und damit gemeinsame Geschichten zu erzählen, d.h. letztendlich auch eine gute Nachbarschaft zu pflegen. Er freue sich, dass es gelungen sei, mit Frau Judith Kuckart (Deutschland), Alfred von Cleef (Niederlande) und Stanislaw Strasburger (Polen) drei renomierte Schriftsteller/innen für den Abend zu gewinnen und dankte auch Herrn Serrer, dem Leiter des Literaturbüros NRW für die Übernahme der Moderation des heutigen Abends. In Deutschland stehe das Europäische Kulturerbejahr unter dem Motto "sharing heritage", mit der heutigen Veranstaltung lade der Rhein-Kreis Neuss seine Gäste ein, mit den drei Autor/innen deren persönliche Erlebnisse und Lebensstationen in verschiedenen europäischen Ländern zu teilen.
Dass der Rhein-Kreis Neuss die Länderauswahl getroffen habe, sei eng mit seinem europäischen Engagement verbunden. So sei der Rhein-Kreis Neuss seit 1986 Mitglied in dem jetzigen deutsch-niederländischen Zweckverband euregio rhein-maas-nord und habe regelmäßig mit niederländischen Gebietskörperschaften praxisnahe grenzüberschreitende Projekte durchgeführt; mit dem schlesischen Kreis Mikolów pflege er seit nunmehr 24 Jahren eine enge, freundschaftliche und erfolgreiche Partnerschaft, die auf vielen Begegnungen und gemeinsamen Projekten in Verwaltung, Schule und Kultur aufbaue.
Der Leiter der Regionalen Vertretung der Europäischen Kommission, Jochen Pöttgen, verwies in seinen einleitenden Worten auf die jüngste Eurobarometerumfrage unter Jugendlichen in der EU zum Thema Europäisches Kulturerbe und berichtete, das 80% der befragten Jugendlichen die europäische Kultur als einzigartig und als Wertegemeinschaft schätzten, kulturelles Erbe vermittle ein Gefühl der Zugehörigkeit zu und das friedliche Miteinander in Europa. Das Europäische Jahr sei ein Angebot, das kulturelle Erbe der EU-Mitgliedstaaten kennenzulernen, es ermögliche die Verbindung zwischen Vergangenheit und Zukunft. Wo vor einem Jahrhundert der 1. Weltkrieg ausgebrochen sei, herrsche heute Frieden und es gebe einen gemeinsamen Binnenmarkt, eine gemeinsame Währung, gemeinsame Symbole und gemeinsame Ziele. Daher habe die EU im Jahr 2012 den Friedensnobelpreis erhalten, für die bisherige weltweit größte Friedensleistung, denn sie habe über die vergangenen 60 Jahre Staaten und Kulturen miteinander bekannt gemacht und verbunden. Kultur sei die universelle Brücke für die Verständigung zwischen den Ländern und die immensen Unterschiede machten nicht nur neugierig, sondern auch Mut und Hoffnung auf neue grenzübergreifende Verbindungen und Vorhaben zum gegenseitigen Nutzen und Gewinn. Ausdrücklich betonte Herr Pöttgen am Ende seines Grußwortes, dass Großbritannien, für den Fall, dass es aus der EU austreten sollte, Teil des Europäischen Kulturerbes sei und bleiben werde.
Im Anschluss führte Herr Serrer, Leiter des Literaturbüros NRW, in den Abend ein und stellte die drei Autor/innen vor. Literatur sei Sprachkunst, Texte könnten Erzählungen mitteilen, Probleme erkennen, analysieren und lösen; Sprache könne sehr unterschiedlich genutzt werden, politisch, philosophisch, drücke Erfahrungen aus und ermögliche den Leser/innen neue Perspektiven zu erhalten.
Judit Kuckart, in Schwelm geboren, habe unendlich viele Stipendien erhalten; ihr bekanntestes Buch sei "Lenas Liebe", das einen Blick vom Ruhrgebiet auf die polnische Kleinstadt Ausschwitz nehme und von zwei Liebesgeschichten erzähle. Nach dem Lesen von zwei Textausschnitten zeigte Frau Kuckart zwei Ausschnitte aus dem gleichnamigen Film und konnte die Zuhörer mit sehr eindringlichen Worten des Beschreibens der Begegnungen und Situationen beeindrucken.
Alfred von Cleef ist in Amsterdam geboren und begann mit 24 Jahren für niederländische Zeitungen aus Afrika und europäischen Ländern zu schreiben. Er veröffentlichte Bücher wie "Verlangen" und "Die verborgene Ordnung". Das Buch "Die verborgene Ordnung" zeige dem Leser auf, wie wichtig es sei, im Leben Orientierungspunkte zu haben, und nicht immer nur auf die bekannten Ordnungssysteme zu schauen. Das Neue und Schöne entdecke man sehr viel öfter auf unbekannten Wegen. Herr van Cleef las Textausschnitte aus diesem Buch, das seine Reise durch die sechs Länder erzählt, die auf dem Nullmeridian liegen.
Danach las Herr van Cleef seine eigens für den Europatag zusammengestellten und sehr einfühlsam geschriebenen Schicksalswege seiner Großeltern und Eltern aus dem 2. Weltkrieg vor, die sehr eindringlich die tragischen aber auch hoffnungsvollen Entwicklungen für die jüdisch-stämmige Familie vor und während des 2. Weltkrieges schilderten.
Stanislaw Strasburger sei Kulturmanager und freiberuflicher Journalist; zur Zeit verbringe er mit einem Stipendium ein halbes Jahr auf Island und schreibe an einem Buch, das über die Menschen und ihr Leben auf der Insel berichten wolle.
Herr Strasburger las Passagen aus seinen Texten "Besessenheit", "Libanon" und "Der Geschichtenhändler" und vermittelte den Gästen plastisch und realitätsnah seine Reisen durch den Libanon und berichtete über seine Begegnungen und Gespräche mit den dort lebenden Libanesen und Menschen aus anderen arabischen Staaten.
Der Europaabend war wie immer von außergewöhnlichen Musikbeiträgen von Schüler/innen der Kreisjugendmusikschule eingerahmt und schloss mit einem Imbiss und get-together, auf dem sich Besucher/innen und Schriftsteller/innen auch noch persönlich über die vorgestellten Werke austauschen konnten.
Wichtiger Hinweis: Sie sehen eine Archivseite. Diese Informationen geben den Stand des Veröffentlichungstages wieder (03.05.2018) und sind möglicherweise nicht mehr aktuell.