Eurobarometer-Umfrage zeigt wachsende Zustimmung zu Europa in Deutschland
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Die zwischen dem 03. Und 16. November 2017 durchgeführte Eurobarometer-Umfrage in den 28 EU-Mitgliedstaaten und in den fünf Beitrittskandidatenländern hat eine steigende Zustimmung der EU-Bürgerinnen und -Bürger zur EU gezeigt; 77% der deutschen und 67% der befragten BürgerInnen in den anderen europäischen Staaten fühlen sich als Europäer, 35% der EU-BürgerInnen haben ein gutes Bild von der EU, in Deutschland sind es 37% (ein Anstieg um 8% seit der vergangenen Eurobarometer-Umfrage im Frühjahr 2016).
Diese Ergebnisse zeigen nach Ansicht von Richard Kühnel, Leiter der Vertretung der Europäischen Kommission in Berlin, dass sich der positive Umschwung in der Europastimmung in Deutschland bestätigt. "Wohl auch wegen der geopolitischen Veränderungen wächst die Zustimmung zu Europa, gerade bei den jungen Menschen. Gleichzeitig sehen wir die Sorgen der Menschen über Entwicklungen in Europa: Arbeitslosigkeit, Zuwanderung, Sicherheit sind hier die Themen. Da gibt es nichts schönzureden. Umgekehrt darf man Europa nicht immer schlechtreden: die Erwartungen an Europa sind hoch, und die Menschen wünschen sich mehr Europa in den großen Politikbereichen. Für mich heißt das: Europa ist nicht im politischen Abwind, Europa ist wieder im Kommen!"
Allerdings zeigt sich ein deutlicher Unterschied in der Meinung und Einstellung zur EU in West- und Ostdeutschland; im Westen fühlen sich 80% der BürgerInnen als Europäer, in Ostdeutschland sind es 66%. Interessant ist auch, dass die EU bei den 15 bis 24jährigen den besten Ruf hat: 45% haben in dieser Altersgruppe ein gutes Bild von der EU, europaweit ist die EU bei den unter 25jährigen am beliebtesten, 42% der Befragten haben ein positives Bild. Zu einzelnen Themen ergibt sich folgendes Bild:
60 Jahre Römische Verträge: Ein positives Ereignis in der europäischen Geschichte
Am 25. März 2017 feiert die EU 60jähriges Jubiläum der Römischen Verträge, denn am 25. März 1957 unterzeichneten die Gründerstaaten Deutschland, Frankreich, Italien, Belgien, die Niederlande und Luxemburg die Verträge zur Gründung der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft und der Europäischen Atomgemeinschaft. Nach der bereits im Jahr 1951 gegründeten Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl entstanden aus diesen drei Organisationen die Europäischen Gemeinschaften; diese wiederum gelten als Ausgangspunkt für die Entwicklung der Europäischen Union, die mit dem Vertrag von Maastricht entstanden ist.
In der Umfrage zeigt sich, dass die EU-BürgerInnen mit den Römischen Verträgen Hoffnung verbinden; 72% der deutschen und 69% der EuropäerInnen sind der Ansicht, dass die Unterzeichnung ein positives Ereignis in der europäischen Geschichte bildete.
Rechtsstaatlichkeit, Kultur und geteilte Werte bilden die europäische Identität
Zu dem Gefühl einer gemeinsamen europäischen Identität gehören für die deutschen BürgerInnen u.a. der Rechtsstaat (30%) und die Kultur (29%), für die EuropäerInnen sind es die Kultur (26%) und die gemeinsame Geschichte (23%).
Gemeinsame Sicherheits-, Verteidigungs- und Außenpolitik
Eine jeweils große Mehrheit der befragten Deutschen (82%) und EuropäerInnen (66%) befürworten eine gemeinsame Außenpolitik der EU; zudem sind alle überzeugt, dass die EU ein international einflussreicher Akteur ist (Deutsche zu 72% und EuropäerInnen zu 69%). Damit die Einflussnahme ausgebaut werden kann, sind 49% der deutschen BürgerInnen und 53% der EuropäerInnen dafür, dass mehr Entscheidungen auf europäischer Ebene getroffen werden müssen.
Für die befragten deutschen BürgerInnen stehen die Themen Einwanderung (45%) und Terrorismus (28%) an erster Stelle.
Arbeitslosigkeit, Inflation und Einwanderung als größte Herausforderung
Arbeitslosigkeit ist für alle befragten EU-BürgerInnen ein wichtiges Problem (31%). Das Thema Einwanderung ist für die Deutschen vordringlich eine europäische Herausforderung und ist nach ihrer Meinung (50%) und auch nach Überzeugung der EU-BürgerInnen (45%) das drängendste Problem vor dem die EU steht.
In diesem Zusammenhang sind auch die Ergebnisse zum Grenzschutz zu sehen; so sind 41% der deutschen BürgerInnen für weitere Grenzschutzmaßnahmen gegen illegale Einwanderung und das in einer Kombination von nationalen und EU-Maßnahmen. Allerdings wollen 39% der EU-BürgerInnen hier vornehmlich europäische Lösungen.
Recht auf Freizügigkeit wird mehrheitlich befürwortet
Eine überwältigende Mehrheit der BürgerInnen in Deutschland (90%) und der befragten EuropäerInnen (81%) unterstützt das Recht auf Freizügigkeit und die damit verbundenen Rechte wie Leben, Arbeiten und Studieren in einem anderen EU-Land. Auch die Briten sind zu 68% für das Recht auf Freizügigkeit. Weiterhin finden 85% der Deutschen und 73% der EuropäerInnen es richtig, dass EU-Bürger das Recht haben, in jedem EU-Mitgliedstaat zu leben, 85% der deutschen und 75% der EuropäerInnen sehen es als Recht eines jeden EU-Bürgers, in allen EU-Mitgliedstaaten arbeiten zu können. Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass selbst bei einer möglichen Konkurrenz um den Arbeitsplatz die Zustimmungsraten immer noch hoch liegen: so finden es 83% der deutschen und 70% der EU-BürgerInnen richtig, dass jeder EU-Bürger das gleiche Recht hat, in ihrem Land zu arbeiten wie sie selbst. Diese Meinung teilen auch 58% der britischen BürgerInnen.
Hintergrund:
Die Europäische Kommission lässt zweimal jährlich die BürgerInnen in den 28 EU-Mitgliedstaaten und in den (potentiellen) Beitrittskandidatenländern zu ihrer Meinung zu aktuellen EU-Themen und persönlichen Prioritäten befragen, um ein EU-weites Meinungsbild zu erhalten. Die Daten des jetzigen Eurobarometers wurden zwischen dem 03. Und 16. November 2017 in den 28 EU-Mitgliedstaaten, und den fünf Beitrittskandidatenländern sowie der türkisch-zypriotischen Gemeinschaft durchgeführt.
Quelle und weitere Informationen:
- EU-Aktuell vom 03.03.2017
- Artikel: Richard Kühnel zur nationalen Eurobarometer-Umfrage: "Die Zustimmung zu Europa wächst in Deutschland"
Wichtiger Hinweis: Sie sehen eine Archivseite. Diese Informationen geben den Stand des Veröffentlichungstages wieder (10.03.2017) und sind möglicherweise nicht mehr aktuell.