Rhein-Kreis Neuss lädt mit seinem Europe Direct Informationszentrum Mittlerer Niederrhein zum diesjährigen Europatag ein: "Ankommen in Europa - Gemeinsame Herausforderungen"
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In der Europäischen Union wird jedes Jahr in vielfältiger Weise der Europatag begangen. Am 09. Mai 1950 hielt der damalige französische Außenminister, Robert Schuman, eine viel beachtete Rede, die ein Jahr später in die Gründung der Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl führte und die sechs ehemaligen Kriegsgegner Deutschland, Frankreich, Italien, Belgien, Luxemburg und die Niederlande zu einer neuen politischen Zusammenarbeit führte und den Beginn einer inzwischen andauernden 70jährigen Friedensperiode in Europa bedeutet.
Auch der Rhein-Kreis Neuss richtet mit seinem Europe Direct Informationszentrum Mittlerer Niederrhein jährlich den Europatag aus.
In diesem Jahr stand die Flüchtlingskrise und ihre positive Bewältigung in der EU, in Deutschland, in NRW sowie die konkreten Auswirkungen vor Ort im Mittelpunkt der abendlichen Informations- und Diskussionsveranstaltung. Unter dem Motto der Europawoche "Ankommen in Europa - Gemeinsame Herausforderungen" konnte Landrat Petrauschke im Lichthof des Kreishauses Neuss an der Oberstraße über 90 Bürgerinnen und Bürger aus dem Kreisgebiet und der Region begrüßen. In seinen einleitenden Worten mahnte er, die derzeitigen Geschehnisse nicht nur unter dem Begriff der Krise, sondern auch die Chancen der Europäischen Einigung zu sehen. Aus den verschiedensten Krisen sei die EU gestärkt hervorgegangen, auf jeden Fall müssten Grenzen und neue Grenzziehungen der Vergangenheit angehören.
Die stellvertretende Leiterin der Regionalen Vertretung der Europäischen Kommission, Bonn, Mirja-Hannele Ahokas, verwies darauf, dass die EU aus der Krise des 2.Weltkrieges entstanden sei und seitdem viele Krisen erfolgreich genutzt habe, um gemeinsam zusammenzuwachsen und wirtschaftlichen Wohlstand aufzubauen. Sie erinnerte an ein Zitat von Hans-Dietrich Genscher, der einmal gesagt habe, "Die Europäische Politik muss die Politik des Möglichen sein" und bat vor dem Hintergrund um Verständnis, dass die EU die Flüchtlingskrise in diesen Dimensionen nur über einen längeren Zeitraum lösen könne; denn es müssten Interessen und Möglichkeiten von 28 EU-Mitgliedstaaten zusammengebracht werden, da die EU eine Konsensgemeinschaft sei. Im Folgenden gab Frau Ahokas einen Überblick über die bisherigen "gesetzlichen" Regelungen und Finanzzusagen der EU und nannte als Stichworte die Revision des Dublin-Abkommens, die Vereinbarung eines Quotensystems und die Kooperation mit Drittstaaten.
Im Anschluss trugen Wohlfahrtsverbände und Ehrenamtler aus dem Rhein-Kreis Neuss und Mönchengladbach im Gespräch mit Beate Kowollik, WDR ihre Projekte und Unterstützungsleistungen für Flüchtlinge vor.
Kreisdirektor Dirk Brügge als Flüchtlingsbeauftragter des Rhein-Kreises Neuss gab einen Überblick über die bisherigen und aktuellen Flüchtlingszahlen in Deutschland und im Rhein-Kreis Neuss und führte die überragende Hilfe der vielen ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer im Rhein-Kreis Neuss aus, diese sei im positiven Sinne "erdrückend" gewesen, wie z.B. bei der Essensausgabe oder der Sprachförderung. Im Sommer werde der Kreis ein Integrationskonzept vorlegen.
Dorota Hegerath, Sozialpädagogin bei den Caritas Sozialdiensten, Rhein-Kreis Neuss, stellte das Projekt "Neue Nachbarn" vor, das es seit April 2015 gebe. Ines Kolender, ehrenamtliche Flüchtlingsberaterin, berichtete über die Neusser Initiative "Migration Care", die sich gezielt um Flüchtlinge kümmere und von Sprachförderung bis zu Beratungsleistungen alles aus einer Hand anbiete.
Julia Jendrny, Studentin aus Grevenbroich, zeigte anhand von Fotos wie eine seinerzeitige Schulinitiative zu der ehrenamtlichen Inititaive "Recht auf Spiel" geführt habe. Die Initiative vermittle für Flüchtlinge in Erstunterkünften Freizeitangebote, wie Sport, Konzerte, Ausflüge etc. und habe dazu geführt, dass sich zwischen den Flüchtlingen und der Bevölkerung Freundschaften gebildet hätten. Die gemeinsame Arbeit habe zu einer echten Toleranz gegenüber den Neuankömmlingen geführt.
Als letzter Gast stellte Matthias Leenen, ehrenamtlicher Flüchtlingsberater aus Mönchengladbach, die Flüchtlingsbetreuung bei dem Familienservice der AWO Mönchengladbach vor; ein Team von Honorarkräften und von Festangestellten biete Ämter- und Sprachbegleitung, Sprachkurse, Patenschaften und Aufklärung über die Lebensbedingungen in Deutschland an.
WDR-Mitarbeiterin Beate Kowollik moderierte die Veranstaltung fachkundig und lud nach der Vorstellung der Projekte die Gäste zur Diskussion ein. Es entwickelte sich eine lebendige Unterhaltung über die bisherigen Erfolge und weiter notwendige Verbesserungen.
Im Anschluss daran waren die Gäste zu einem Imbiss und zu Getränken eingeladen, abgerundet wurde der Abend durch virtuose Musikbeiträge eines Hornensembles der Musikschule des Rhein-Kreises Neuss.
Das Europe Direct Informationszentrum im Neusser Kreishaus ist über den Rhein-Kreis Neuss hinaus für Düsseldorf, Krefeld und Mönchengladbach, die Kreise Viersen und Wesel sowie den Rhein-Erft Kreis zuständig.
Wichtiger Hinweis: Sie sehen eine Archivseite. Diese Informationen geben den Stand des Veröffentlichungstages wieder (11.05.2016) und sind möglicherweise nicht mehr aktuell.