Gebrüder-Grimm Schule: Musik und Tanz aus Peru
»Alle Ranzen und Instrumente zur Seite!« Klaus Mader von der Musikschule Rhein-Kreis Neuss gibt den Schülern und Schülerinnen der Instrumentalgruppe klare Anweisungen, und in Windeseile ist das Foyer der Gebrüder Grimm-Grundschule freigeräumt. Und das ist auch nötig, denn für den Workshop des Niederrhein Musikfestivals wird viel Platz gebraucht. Allein schon das Ensemble unter Leitung der Flötistin Anette Maiburg muß sich ausbreiten können: der Gitarrist Juan Carlos Navarro, der Kontrabassist Alex Morsey an seiner »Mega-Geige«, der Schlagzeuger Pablo Sáez (der allerdings auf seiner Kastentrommel sitzen kann) – vor allem aber die Tänzerin Alfa Otto.
Musik und Tanz aus Peru steht auf dem Lehrplan der dritten und vierten Klasse. Aber wo genau liegt denn dieses Peru? Was ist sein wichtigster Export-Artikel? Die Geographie gestaltet sich etwas mühsam, doch das Hauptprodukt für den Außenhandel haben die Kinder schnell ermittelt: die Kartoffel! Sage und schreibe 3.500 Sorten davon gibt es in Peru, da haben die Vorkoster ganz schön zu tun. Doch es geht nicht ums Essen. Es geht um die Musik, und mit der geht es auch gleich los: Das Lanchas para bailar aus dem rund 250 Jahre alten Codex Trujillo eröffnet das Geschehen. Der Peruaner Carlos Juan Navarro erzählt von seiner Heimat, in der »El cóndor pasa« zwar auch so bekannt ist wie bei uns, aber eine viel tiefere Bedeutung hat: Dort ist der würdevolle Vogel, den schon die Inkas als heiliges Tier verehrten, ein Symbol der Freiheit und kein Schallplattencover. Alfa Otto bezaubert in der bunten Tracht ihrer Heimat mit der tänzerischen Darstellung des scheinbar schwerelosen Fluges.
Sie ist es dann auch, die den Schülern zwei erstaunliche Musikinstrumente aus Peru vorstellt: Die Cachita, ursprünglich ein Klingelbeutel mit Deckel, wurde von den afrikanischen Sklaven zum Schlagzeug umgewandelt, weil sie so schön klappert. Noch interessanter ist der Eselskiefer, den man einerseits anschlagen, dessen Zahnreihen man aber auch reiben und effektvoll nutzen kann. Mit »stampf-stampf-klatsch« und »klatsch-klatsch-stampf« üben die Kinder, von Pablo angeleitet, die Rhythmen und verschiedenen Walzertakte – der Unterschied zwischen »hoch« und »tief« bildet einen wesentlichen Aspekt musikalischer Urbewegungen.
Mit Alfa wird schließlich der traditionelle Huaino einstudiert. Der ist anfangs ganz leicht: stampfen rechts, stampfen links, auf den Boden klatschen, stampfen rechts, stampfen links, auf die Brust schlagen ... allmählich wird es komplexer. Immer neue Versionen entstehen, die zum Schluss von allen Anwesenden beim »Caminado« mit Flöte, Gitarre, Kontrabass und Percussion umgesetzt werden. Ein prächtiger Spaß – und lehrreich obendrein!